In diesem Abschnitt geht es um Aspekte, die über die eigentliche Lohnarbeit hinausgehen. Prekäre Bedingungen hängen nicht nur mit dem Arbeitsverhältnis, sondern auch mit ungleichheitsrelevanten Faktoren wie beispielsweise Geschlecht, race oder der Migrationserfahrung zusammen.
Der kurze ethnographische Bericht Moderne Tagelöhner*innen: Das alltägliche Warten reflektiert unsere Beobachtungen der alltäglichen Gewerkschaftsarbeit der SOC-SAT in der Verteilung von Flugblättern zu Arbeitsrechten und gewerkschaftlicher Organisierung an Landarbeiter*innen. Wir fragten uns: Wie umgehen mit unserer privilegierten Position als westliche Forscher*innen? Um ähnliche Fragen geht es auch in Marginalisierung, Müll und Verbundenheit – ein abendlicher Besuch in El Puche, bei dem wir einen Einblick in die prekären Lebens- und Wohnverhältnisse der Menschen erhielten, die tagtäglich in den Gewächshäusern und Verpackungshallen der Region schuften. Unsere Anwesenheit weckte Erwartungen, bei denen wir uns nicht sicher waren, inwieweit wir sie erfüllen könnten.
Die beiden Hintergrundberichte Wie Rassismus die Profitrate erhöht und Mit Liebe gepflückt? – Ausbeutung und Aufbegehren migrantischer Frauen im Gewächshaus Europas widmen sich den Ungleichheitsachsen race und Geschlecht und zeigen auf, wie Rassismus und Sexismus von Arbeitgeber*innen dazu genützt werden, um den Profit zu erhöhen und eine Unterschicht innerhalb der Arbeiter*innenklasse zu schaffen. Die Beiträge machen deutlich, dass – soll wirtschaftliche Ausbeutung ernsthaft bekämpft werden – die Verknüpfung von Produktionsverhältnissen mit der Ungleichbehandlung aufgrund von race und Geschlecht immer mitgedacht werden muss.